
Über Stille-Ist
STILLE IST.
„Du Bist Stille, Du,
Alle Und Alles Seiend.“
Stille-Ist ist ein zeitgemäßer, sanfter und zugleich kraftvoller Weg der Entdeckung und Verwirklichung der kosmischen Natur unseres Seins in und als konkrete, individuelle Erfahrung.
Stille meint im Kontext von Stille-Ist weder das menschliche Schweigen noch einen vorübergehender Zustand der Freiheit von Gedanken als Ergebnis einer mühevollen Meditationspraxis.
Stille ist die Quelle, die Substanz und daher die Präsenz jeder Erfahrung. Stille ist unermessliche Bewusstheit, die sich als einzigartige Erfahrung ihre selbst namens du und ich ausdrückt. Stille ist das unendlich und unbegrenzte „Innen“, das als „Außen“ erscheint, ohne hierbei seine Natur zu verlieren.
Alles unseres Erfahrens, alles unseres Wahrnehmens und Empfindens, ist die Selbstoffenbarung von Stille. Zu keinem Zeitpunkt ist unser Erfahren von Stille getrennt oder verschieden. Stille und Erfahrung bilden die Ganzheit des Selbst – das Ich, das wir sind.
Menschliches Leid – mag es uns als Begrenztheit, Mangel, Verlust, Unsicherheit, Einsamkeit, Sorge oder Sinnlosigkeit erscheinen – geht mit der kollektiven Annahme einher, dass unser Erfahren von Körper, Geist und Welt ein persönliches, separates Erleben ist. In dem Maß, da unser Erfahren von dieser Annahme geprägt und beeinträchtigt ist, sind wir uns unserer wahren Identität – dem Einsseins von Stille, Körper und Welt – nicht oder nur vage gewahr. Wir erleben unseren Geist, unseren Körper und unsere Welt nicht mehr als die ungeteilte und unteilbare Präsenz von Leben selbst, sondern wähnen uns als ein separates Leben, dessen Sinn und Aufgabe es ist, Zufriedenheit, Wohlergehen und Liebe persönlich und aus eigener Kraft erreichen und bewahren zu müssen. Wir finden uns in einem ununterbrochenen Bemühen vor, gute Erfahrungen zu ermöglichen und schlechte zu vermeiden.
Gleich der Morgensonne, die den Nebel auflöst, verschwindet mit der inneren Berührung des Lichtes und der Liebe der Stille allmählich der Eindruck des Getrenntseins und die Ganzheit und Unversehrtheit unseres Seins als das eine, ungeteilte und unteilbare Leben tritt offen zutage.
Da Stille ausnahmslos und unmittelbar die Wirklichkeit von allem ist, ist Stille nicht mittels des gegenständlichen Denkens erfahrbar. Stille offenbart sich durch die Kontemplation der Natur unseres Seins und durch die Haltung des stillen, wachen Lauschens, Gewahrens, Zulassens und Empfangens.
Das bewusste Leben in, durch und als Stille geschieht, indem wir Stille und ihrem Wirken allen Raum geben, den sie benötigt, um sich als das zugrundeliegende Prinzip eines erfüllten, individuellen und kollektiven Lebens zu erweisen.
Stille selbst inspiriert und vollzieht das individuelle Gewahrwerden ihrer selbst. Die Realisation der Präsenz und des Wirkens von Stille verlangt daher keine mentale Anstrengung, jedoch eine kontinuierliche innere Bereitschaft und Hingabe.
Die Praxis der Stille ist die innere Antwort auf den Ruf der Stille.
Johannes Bruch, 04/2023